Bericht aus dem Gemeinderat: Nahwärmenetz für Kusterdingen?

Am 28. Mai 2025 informierten sich die Mitglieder des Gemeinderats Kusterdingen umfassend über den aktuellen Stand der Wärmeplanung im Ortsteil Kusterdingen-Nord. Im Mittelpunkt stand die Frage: Ist ein Nahwärmenetz für Kusterdingen möglich und sinnvoll?

In drei Beiträgen wurden Perspektiven und Entwicklungen aus Verwaltung, Fachplanung und Bürgerschaft vorgestellt.


Teil 1: Sanierungsmanagement Kusterdingen-Nord – Zwischenbericht der EnergyEffizienz GmbH

Seit Oktober 2023 arbeitet die Firma EnergyEffizienz GmbH (e-eff) im Auftrag der Gemeinde am Sanierungsmanagement in Kusterdingen-Nord. Das Projekt wird mit rund 210.000 Euro von der KfW gefördert und umfasst vielfältige Maßnahmen zur Energieeinsparung, zum Klimaschutz und zur Bürgerinformation.

Ein Schwerpunkt des Berichts war die Analyse eines möglichen Nahwärmenetzes rund um das Schulzentrum. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Es wurden vier Szenarien mit verschiedenen Energieträgern (Hackschnitzel und Großwärmepumpe) und drei Netzausbaustufen untersucht.
  • Die Berechnungen zeigen: Ein Nahwärmenetz wäre in allen Varianten wirtschaftlich günstiger als die derzeitige Einzelversorgung – insbesondere bei öffentlicher Förderung.
  • Besonders das Gebiet südlich des Schulzentrums weist großes Interesse und gutes Potenzial für eine Nahwärmeversorgung auf.
  • Eine ergänzende Machbarkeitsstudie mit Förderung über das Bundesprogramm BEW wird empfohlen.
  • Fazit der e-eff: Das bestehende Nahwärmenetz am Schulzentrum sollte erhalten und modernisiert werden. Ein stufenweiser Ausbau könnte folgen – abhängig von Beteiligung und Fördermitteln.

Teil 2: Bürgergruppe „Dorfheizung für Kusterdingen“ stellt sich vor

Auch aus der Bürgerschaft heraus gibt es starke Unterstützung für das Thema Nahwärme:

  • Eine aktive Bürgergruppe mit derzeit rund sieben Engagierten warb im vergangenen Jahr intensiv für die Idee eines gemeinschaftlichen Wärmenetzes.
  • Die Gruppe führte Hausbesuche durch, organisierte Informationsmaterial und führte zwei Umfragen durch. Rund 50 % der Teilnehmenden zeigten Interesse an einem Netzanschluss.
  • Sprecher Carsten Pape betonte, wie wichtig einfache, verständliche Informationen für Hausbesitzer*innen seien – z. B. zu den erwartbaren Wärmepreisen oder zu Vorteilen für Bestandsgebäude.
  • Das Ziel der Gruppe: Gründung eines genossenschaftlich organisierten Wärmenetzes – eine „Dorfheizung“ von Bürgern für Bürger. Informationen und Mitmachmöglichkeiten gibt es unter: www.nahwaerme-kusterdingen.de

Teil 3: Kommunale Wärmeplanung – Bericht der Stadtwerke Tübingen

Die Stadtwerke Tübingen (SWT) begleiten die Gemeinde seit Anfang 2024 bei der kommunalen Wärmeplanung (KWP). Die fast abgeschlossene Potenzialanalyse zeigt:

  • Energieeinsparpotenziale: Durch Gebäudesanierungen ließen sich bis 2045 ca. 10–20 % des Wärmebedarfs einsparen.
  • Abwärmenutzung: Im Gemeindegebiet könnten Biogasanlagen in Wankheim und Jettenburg zusammen bis zu 2.000 MWh/a zur Wärmeversorgung beitragen.
  • Erneuerbare Energien: Etwa 350.000 m² kommunale Flächen sind potenziell für Geothermie, Solarthermie oder andere nachhaltige Energieträger geeignet – allerdings nicht gleichmäßig über alle Ortsteile verteilt.

Ziel der Wärmeplanung ist eine langfristig klimaneutrale Wärmeversorgung, bei der dezentrale und zentrale Lösungen miteinander kombiniert werden könnten.


Wie geht es weiter?

Der Gemeinderat nahm alle drei Berichte zur Kenntnis – ein formaler Beschluss wurde nicht gefasst. Folgende Schritte sind geplant:

  1. Fertigstellung der kommunalen Wärmeplanung inkl. eines konkreten Maßnahmenplans für Kusterdingen-Nord (Juli 2025).
  2. Gespräche mit potenziellen Betreibern eines Nahwärmenetzes – vier Interessensbekundungen liegen bereits vor.
  3. Eine öffentliche Informationsveranstaltung im Herbst 2025, um Bürgerinnen und Bürger umfassend zu informieren und Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
  4. Prüfung einer BEW-geförderten Machbarkeitsstudie für ein kleineres Nahwärmenetz südlich des Schulzentrums.

Warum das wichtig ist

Ein Nahwärmenetz in Kusterdingen könnte:

  • Heizkosten für viele Haushalte langfristig senken,
  • CO₂-Emissionen deutlich reduzieren,
  • lokale Energiequellen nutzen und die regionale Wertschöpfung stärken,
  • und eine moderne, sichere und gemeinschaftlich getragene Energieversorgung ermöglichen.

Bei Fragen oder Interesse an der Bürgergruppe „Dorfheizung“: www.nahwaerme-kusterdingen.de

Kontakt für weitere Fragen: kusterdingen@e-eff.de

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