Verliert Deutschland den Anschluss bei der Windkraft?

Die Windkraft ist eine global dynamisch wachsende Technologie, die schon heute mehr zur Energieversorgung der Menschheit beiträgt als es die Atomkraft je getan hat. Immer wieder hört man Bedenken, dass Deutschland mit der Windkraft einen falschen Weg einschlägt und auf eine zum Scheitern verurteilte Technologie setzen würde.

Ein Blick auf die globale Datenlage spricht eine andere Sprache!

Um das zu verdeutlichen, im Folgenden 3 Betrachtungen. Alle Zahlen basieren auf der Datenbank Charts – Our World in Data die global Informationen zu allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen sammelt und veröffentlicht (z.B. aus den Bereichen Bevölkerung, Gesundheit, Politik, Industrie, Landwirtschaft, Umwelt, Energie, …)

1. Die Erfolgsgeschichte der erneuerbaren Energie in Deutschland

  • Die erneuerbaren Energien hatten in Deutschland den ersten 15 Jahren eine fast identische Wachstumsgeschwindigkeit wie die Atomkraft in den 80er Jahren
  • Seither geht das Wachstum der Erneuerbaren weiter während die Atomkraft ab 1988 stagniert
  • Die erneuerbaren Energien erzeugen inzwischen fast die doppelte Menge Strom, wie die Atomkraft in den besten Jahren erzeugt hat!
  • Das Wachstum der Erneuerbaren und die Stagnation der Atomkraft ist ein globaler Trend, nicht nur in Deutschland!

2. Beim Ausbau der Windkraft verliert Deutschland den Vorteil gegenüber den anderen großen Industrienationen

  • Der Ausbau der Windkraft geht in Deutschland langsamer voran als in den anderen Industrienationen:
    • Deutschland: 3,3-fach im Vergleich zur 2010
    • G7 Staaten: 4,3-fach im Vergleich zur 2010
      • Selbst Frankreich hat einen höheren Ausbau. Nur Italien und Japan liegen hinter Deutschland!
      • USA: 4,6-fach im Vergleich zur 2010
      • Großbritannien: 7,8-fach im Vergleich zur 2010
    • G20 Staaten: 6,1-fach im Vergleich zur 2010
    • China: 16,2-fach im Vergleich zur 2010
  • Der Ausbau Windkraft in den letzten 12 Jahren liefert in Deutschland die Energiemenge von ca. 8 Atomkraftwerken und in China die Energie von ca. 70 Atomkraftwerken
  • Deutschland bremst sich immer mehr aus bei der Windkraft, während China und die anderen großen Industrienationen Gas geben!

3. Verlust des Knowhow-Vorteils bei den Erneuerbaren

Ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Bedeutung und die Zukunftschancen von Industriesegmenten ist die Forschung und insbesondere die Anzahl der Patentanmeldungen aus der Industrie. Auch bei diesen Zahlen zeigen einen sehr bedenklichen Trend:

  • China scheint diesen Bereich systematisch und intensiv zu fördern und Deutschland fällt zurück!
  • Hier zeigt sich das politische hin- und her der unterschiedlichen deutschen Regierungskonstellationen letzten 15 Jahre. Das hat der deutschen Wirtschaft geschadet!
  • China muss keine Rücksicht auf Befindlichkeiten der eigenen Bevölkerung nehmen und nutzt diesen Vorteil systematisch zu unserem Nachteil aus!

Wir brauchen Windkraft!

Wenn wir nach dem Ausstieg aus der Kernkraft nun auch noch den Anschluss in der Windkraft verlieren, werden wir immer stärker von Energieimporten und von globalen Preisentwicklungen abhängig. Schon heute ist Windkraft die günstigste Energieform, die wir in Deutschland haben. Ich sehe heute und in den nächsten 20 Jahren keine andere Technologie mit der wir unseren Energiebedarf zu niedrigeren Kosten decken könnten.

Wir brauchen preisstabilisierende Energiequellen, die unabhängig sind von globalpolitischen Entwicklungen. Die Preissteigerung der Strompreise wäre im letzten Jahr ohne Windkraft noch größer gewesen. Ein Vergleich mit den Kostensteigerungen bei den Gaspreisen im Jahr 2022 zeigt das deutlich! Gas ist auch in Zukunft erforderlich und muss die Versorgungslücken schließen. An Tagen an denen der Wind kostenlose Energie nach Deutschland liefert, sollten aber kein teures und für die Industrie wertvolles Gas verbrennen.

Deutschland ist auf dem besten Weg das stärkste Standbein der zukünftigen Energieversorgung zu zerreden, damit weitere Strompreissteigerungen in Kauf zu nehmen und ganze Industriesegmente an andere Industrienationen zu verlieren!

Josef Göppert, Vorstand der Härtenliste

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